Belfalas
An Gondors rauer Meeresküste lag das Fürstentum Dor-en-Ernil,
schon seit langem autonom gegenüber der zentralen Regierung.
Die Herren von Belfalas führten ihren Titel auf den Hochkönig
Elendil zurück, der ihn als Belohnung an jene Fürsten verliehen hatte, die
die westlichen Pässe und Seewege ins Kernland von Gondor beschützt hatten.
Durch eine geschickte Heiratspolitik
haben die Fürsten von Dor-en-Ernil enge und zumeist freundschaftliche Kontakte
mit dem König von Gondor bewahrt, und obwohl sie nicht in der unmittelbaren
Linie der Thronfolge standen, war ihre Familie vielleicht die zweitmächtigste
in Gondor.
Die Fürsten rühmten sich, elbisches Blut in ihren Adern zu haben, und
ihre damaligen engen Beziehungen zum Hafen von Edhellond scheinen dies zu bestätigen.
Belfalas besaß früher einen einzigartigen Rang unter den Provinzen
Gondors, denn ein Teil des Landes wurde von Eldar bewohnt: Eine Kolonie von mysteriösen,
um Geheimhaltung bemühten Elben hielt den Hafen seit dem Untergang Beleriands,
aber sie mieden den Kontakt mit allen Menschen, ausgenommen den Abgesandten
des Fürsten.
Die große Elbenkönigin Galadriel und ihr Gemahl Celeborn residierten
einst in Edhellond.
Dor-en-Ernil war eine wohlhabende Provinz. Ein blühender Handel
mit anderen Teilen Gondors und weiter entfernteren Gegenden Mittelerdes sorgte für
einen stetigen Zustrom exotischer Luxusgüter in den Häfen von
Linhir und Lond Ernil. Kein menschlicher Schmied schuf schönere Waffen
als die Handwerker von Belfalas. In den Städten von Dor-en-Ernil wurde
feines Leinen für den Export erzeugt und hier wurden auch die "Reichtümer" des Meeres weiterverarbeitet: vom geräucherten
Hering bis zum Tran aus Walen.
Der Wohlstand von Belfalas zog viele Leute an, die ihn ausnutzen wollten: ehrbare Kaufleute
ebenso wie profitgierige Geschäftemacher; Banditen aus den
Bergen, die einsame Reisende und schlecht bewachte Karawanen überfielen;
Piraten aus vielerlei Häfen.
Am schlimmsten jedoch waren die regelmäßigen Überfälle
aus Umbar auf kleine, schutzlose Küstendörfer, bei denen die Bevölkerung
niedergemetzelt wurde und die Räuber alles zu ihren Schiffen schleppten,
was sie tragen konnten. Um diesen Gefahren entgegenzutreten, hatte
der Fürst eine Reihe von Wachtposten und Signaltürmen errichten lassen,
um rechtzeitig die fürstliche Armee herbeirufen und die Bewohner warnen zu können.
Nach der Zerschlagung von Umbar und der Befriedung der Haradrim kamen wieder viele
Menschen nach Dor-en-Ernil.
Geschützt in den Tälern des Hochlands von Dor-en-Ernil lebten mehrere
große Stämme Bergmenschen. Die Fürsten hatten
schon vor langer Zeit ihre Versuche aufgegeben, dieses ungehorsame
Volk zu beherrschen, und sich mit der Zahlung eines jährlichen Tributs
zufrieden gegeben. Ihrerseits verabscheuten die Bergmenschen zwar die Autorität
Gondors, denn immerhin hatten sie selbst einmal in früheren Zeiten die Küsten beherrscht. Doch zahlten sie zähneknirschend den verlangten Tribut. Im wiedervereinigten Reich genossen die Bergmenschen jedoch Immunität, die der König
ihnen zugesichert hatte, was
die Beziehungen zur gondorianischen Bevölkerung ein wenig verbesserte.