Die Ringe der Macht
In den ersten Jahrhunderten des Zweiten
Zeitalters wanderte ein stattlicher und liebenswürdiger
Herr von ungeheurem Wissen in Mittelerde umher, der mit
Ratschlägen und Reichtümern nicht geizte. Bei
den Menschen genoss er bald göttliche Verehrung, für
die Zwerge war er ein interessanter Geschäftspartner,
und nur unter den Elben trauten ihm nicht alle. Sie aber
umwarb er am eifrigsten. Die Noldor von Eregion, bei denen
er sich als Annatar, dem "Herrn der Geschenke",
nannte, nahmen begierig sein Kenntnisse in der magischen
Schmiedekunst auf (er behauptete ein Schüler Aules
zu sein, was ja auch der Wahrheit entsprach, denn er war
als Sauron sein höchster Diener), und ihre Juwelenschmiede,
allen voran Feanors Enkel Celebrimbor, fertigten eine Anzahl
Ringe aus Gold und Mithril, mit diversen magischen Eigenschaften
derer wichtigste die war, dass sie alle einem Herrscherring,
dem "Einen Ring" untertan waren, den Annatar heimlich
für den eigenen Gebrauch schmiedete. Im übrigen
bewirkten die Ringe bei ihrem Besitzer viel Erfreuliches:
Sie vermehrten den Reichtum der Zwerge, verlängerten
das Leben der Menschen und halfen den Elben, die Wunden
der Zeit abzuwehren.
Die Schmiede (oder Annatar, der sie anleitete) verfolgten
mit ihnen keine bösartigen, sondern zivilisatorische
Absichten, und gerade dies machte die Ringe für ihre
Besitzer so wertvoll.
Als Annatar allerdings den Herrscherring gebrauchte, bemerkte
es Celebrimbor und brachte die drei Elbenringe Vilya, Nenya
und Narya in Sicherheit. Er erkannte nun auch, dass Annatar
niemand andere war als Sauron, Morgoths mächtigster
Vasall, den die Elben aus dem Ersten Zeitalter in böser
Erinnerung hatten. Alle Ringe forderte Sauron für sich,
da sie ohne seine Hilfe nicht hätten verfertigt werden
können. Die Elben gaben die ihrigen nicht heraus, aber
die anderen erbeutete Sauron, als er Eregion mit Krieg überzog
(1697 ZZ).
Im späteren Verlauf des Zweiten
Zeitalters verteilte er die Ringe unter den Zwergen- und
Menschenfürsten, die er sich untertan machen wollte.
Sieben gab er den Zwergen, doch mit geringen Erfolg: Sie
füllten ihre Schatzkammern und wurden noch habgieriger,
als sie ohnehin schon gewesen waren; im übrigen aber
prallten alle schwarzen Künste an ihrer Dickköpfigkeit
ab. Neun Ringe gab er den Menschen, und die Träger
wurden die Großen ihrer Zeit: Könige, Magier,
Feldherrn. Sie lebten sehr lange, wurden aber allmählich
unter die Macht des Herrscherringes gezogen und wurden zu
Schatten und Geistern. Man nannte sie fortan Nazgul, die
Ringgeister.
Im Dritten Zeitalter, als er den Herrscherring
nicht mehr besaß, war Sauron bemüht, die Ringe
zurückzugewinnen: Sie hätten gegen ihn eingesetzt
werden können, wenn der Eine Ring seinen Feinden in
die Hände gelangt wäre. Mansche Zwergenringe hatten
inzwischen die Drachen gefressen, andere, wie den Ring Thrains
II, konnte er den Besitzern wieder abnehmen. Mit der Vernichtung
des Einen Ringes im Feuer des Schicksalsberges erlosch auch
die Kraft aller anderen Ringe.