Entisch
Am Anfang hatten die Ents keine Sprache. Doch als sie die Elben trafen, übernahmen sie die Idee mit Lauten zu kommunizieren. Die Elben wollten immer mit allem sprechen und so brachten sie den Ents ihre eigene Sprache bei. Die Ents liebten Quenya, aber sie entwickelten ihre eigene Sprache, wahrscheinlich die merkwürdigste Sprache ganz Ardas. Sie wird als langsam, klangvoll, wiederholend und sehr ausschweifend bezeichnet. In ihr kommen so viele Vokalschattierungen und Unterscheidungen von Qualität und Quantität von Lauten, dass selbst die elbischen Weisen nicht versuchten, Entisch in Schrift zu fassen. Die Ents waren in der Lage zwischen winzig kleinen Unterschieden an Qualität und Quantität zu unterscheiden und solche kleinen phonemischen Unterschiede benutzten sie auch in ihrer Sprache. Viele verschiedene entische Laute, würden wie ein Laut in einer elbischen oder menschlichen Sprache klingen. Wahrscheinlich bedeuteten winzig kleine Änderungen der Laute oft große Veränderungen im Sinn des Wortes.
'A-lalla-lalla-rumba-kamanda-lindor-burúmë' ist unser einziges Beispiel für echtes
Entsich. Die verschiedenen Laute wurden in keinster Weise von Tolkien angegeben,
aber alle diese Worte, außer burume, könnten von der Anordnung der Laute her auch
Quenya sein, und so ist es wahrscheinlich, das viele Laute an Quenya angelehnt
sind.
Jedes "Wort" im Entischen entsprach einer langen Beschreibung der Sache, die es darstellen sollte. Baumbart sagt von seinem eigenem Namen, dass er die ganze Zeit wachse. Weiterhin sagt er, dass entische Namen die Geschichte der Dinge, zu denen sie gehören, erzählen. Manchmal benutzt Baumbart auch Quenya-Elemnte und fügte sie in ähnlicher Weise wie in seiner eigenen Sprache zusammen, wie z. B. laurelindórenan lindelorendor malinornélion ornemalin. Es bedeutet ungefähr: 'Das Tal, wo die Bäume in einem goldenem Licht musikalisch singen, ein Land von Musik und Träumen; dort sind gelbe Bäume, es ist ein baum-gelbes Land'. Ein anderes Beispiel dafür ist Taurelilómëa-tumbalemorna Tumbaletaurëa Lómeanor, das in etwa soviel wie "Viel überschatteter Wald - tiefes Tal schwarz, tiefes Tal bewaldet, düsteres Land" heißt. Damit meint Baumbart in etwa, dass es einen schwarzen Schatten in den tiefen Tälern des Waldes gibt. Diese beiden Beispiele geben uns einen kleinen Einblick vom äußerst komplexen und wiederholenden Satzbau des Entischen. Die Kommentare 'ungefähr' und 'in etwa' sind auf jeden Fall gerechtfertigt, da der komplette Sinn eines Entischen Satzes wohl unmöglich in eine menschliche Sprache zu übersetzen ist. Eine Übersetzung kann nur eine kurze und lückenhafte Zusammenfassung eines Entischen Textes sein. Jim Allan, der Autor von 'An Introduction to Elvish', spekuliert: "Eine Rede in Entisch, wenn sie von menschlichen Ohren verstanden werden könnte, würde vielleicht wie eine wortreiche und komplizierte Art der Dichtung klingen. Da wäre eine Wiederholung nach der anderen, jeweils mit leichten Variationen. Wenn es irgendetwas gibt, was wir einen Satz nennen würden, würde er ähnlich wie eine Spirale sein, erst zum wichtigen hinwindend und dann wieder davon wegwindend, alles berührend, was schon gesagt wurde und noch gesagt wird." [Übersetzung vom Autor des Artikels]
Ausgestattet mit diesem Wissen, können wir Baumbarts eigene Beschreibung des Entischen besser verstehen: "Es ist eine wunderschöne Sprache, aber es braucht viel Zeit, etwas in ihr zu sagen, weil wir gar nichts in ihr sagen, es sei denn, es lohnt sich, so viel Zeit aufzuwenden, um es zu sagen und anzuhören." Der Ent Bregalad hat seinen elbischen Namen - "Flinkbaum" - bekommen, als er zu einem anderem Ent ja sagte, bevor dieser seine Frage beendet hatte; dies wurde als sehr hastig von ihm betrachtet (vielleicht war das Ende der Frage nur noch etwa eine Stunde entfernt). Wir verstehen, dass Entisch keine Sprache ist, die man gebraucht, um "gib mir das Salz" zu sagen. Als Pippin den Überlegungen des Entthings lauschte, "fragte er sich, da Entisch eine so 'unhastige' Sprache war, ob sie schon weitergekommen seien als bis zum 'Guten Morgen' und, falls Baumbart alle Anwesenden namentlich aufrufen sollte, wieviele Tage es wohl dauern würde, bis sie alle ihre Namen gesungen hätten. 'Ich wüsste gern, was ja oder nein auf Entisch heißt,' dachte er." Wir müssen annehmen, dass die Entischen 'Wörter' für ja und nein lange, wiederholende Monologe über das Thema "Ich stimme zu" bzw. "Ich stimme nicht zu" waren. So war Bregalads "schnelle Antwort" wahrscheinlich auch recht lang. Aber es scheint so, dass die Ents nicht nur in Dialogen kommunizierten, wo nur einer zur gleichen Zeit spricht. Während des Entthings begannen die Ents "langsam zu murmeln; erst fiel einer ein und dann ein anderer, bis sie alle gemeinsam in einem langen, steigenden und fallenden Rhythmus sangen, bald lauter auf der einen Seite des Ringes, bald dort leiser werdend und auf der anderen Seite zu einem Dröhnen ansteigend." Offensichtlich war die Debatte eine lange, pulsierende Symphonie von vielen Meinungen, die gleichzeitig ausgedrückt wurden, sich langsam zum Einverständnis mischend. Das mag erklären, dass das Entthing zum Treffen einer Entscheidung nicht ewig brauchte.
Trotzdem ist es selbstverständlich, dass dies keine Sprache für Lebewesen ist, die Zeit wahrnehmen, wie wir es tun. Schwierigkeiten wie diese müssen wir erwarten, wenn wir mit wandelnden Bäumen sprechen wollen.