Menschensprachen
Tolkien schrieb sehr viel mehr über Elbensprachen als über Menschensprachen, nur über Adunaisch, die Sprache der Menschen von Westernis, wissen wir nicht wenig. Von Westron besitzen wir immerhin noch etwa 50 Wörter. Über die anderen sechs Menschensprachen, die uns bekannt sind, wissen wir nur sehr wenig.
Adûnaisch - Die Sprache von Númenor
Auch gennant: Númenórisch
Die Geschichte
Als die Menschen erwachten, begannen sie eine Sprache zu erfinden. Da sie Kontakt zu Elben und Zwergen hatten, übernahmen sie viel aus deren Sprachen. Als die Menschen dann nach Beleriand kamen, lernten sie Sindarin. Aber ihre alte eigene Sprache wurde nicht vergessen und daraus bildete sich dann auch die Sprache von Numenor. Denn Numenor gaben die Valar den Edain, die im Krieg des Zornes mitgekämpft hatten als Geschenk.
Nun, wie sah dann die sprachliche Situation in Numenor aus? Quenya war die hohe Sprache. In ihr waren die offiziellen Ortsnamen und die Einträge in die Königsliste. Sindarin konnten die meisten Leute sprechen. Aber als normale Sprache wurde es nur unter den Adligen gebraucht. Adûnaisch war aber die Sprache des Volkes. Adûnaisch wurde vom "hohem Volk" wenig geachtet. Die Situation war vergleichbar mit der in Europa früher, in der die gebildeten Leute Latein sprachen.
Später dann begannen die Numenorer die Elben um ihre Unsterblichkeit zu beneiden. Ihre Freundschaft zu den Valar und den Elben kühlte sich ab. Quenya wurde nur noch aus alter Tradition benutzt. Nach einer Weile fingen die Könige an, ihre Namen in Quenya in die Königslisten einzutragen, aber normalerweise ihren Namen in Adûnaisch zu benutzen. Später trugen die Könige sogar ihre Namen nicht mehr in Quenya in die Königslisten ein und Quenya wurde verboten. Nur der vorletzte König Tar-Palantir machte eine Ausnahme. Er bemühte sich die Freundschaft mit den Elben wieder aufzunehmen. Doch als er starb kam Ar-Pharazon an die Macht. Er verbot wieder Quenya. Später nahm er dann Sauron gefangen und brachte ihn nach Numenor. Sauron verdarb den König noch weiter und brachte ihn dazu den Bann der Valar zu brechen und zu versuchen Aman zu erobern. Bei diesem Versuch versank ganz Numenor und die gesamte Flotte mit dazu. Nur die Schiffe von Elendil konnten nach Mittelerde fliehen.
Natürlich gab es Veränderungen im Adûnaischen im Laufe der drei Jahrtausende. Manche Laute verschwanden, andere vermischten sich, so dass sicherlich Konsonanten verschwunden sind. Aber neue Vokale entstanden dafür: Ursprünglich erlaubte Adûnaisch nur die Grundvokale a, i und u, aber später wurden die Diphthongs ai und au zum langem ê und ô vereinfacht.
Getrennt von diesen Änderungen, veränderte sich das Adûnaische durch elbische Fremdwörter. Zum Beispiel wurde Quenya lómë "Nacht" zu Adûnaisch lômi. Manche Wörter, die wie Fremdwörter aus Quenya erscheinen, sind in Wirklichkeit keine. Zum Beispiel "Himmel" ist in Quenya "menel" und "minal" in Adûnaisch. Aber in Wirklichkeit übernahmen die Edain das Wort wahrscheinlich von den Avari, lange bevor sie nach Beleriand kamen. Es ist ähnlich, da Quenya und die Sprache der Avari von der selben Sprache abstammt. In Wirklichkeit sind nur recht wenige elbische Fremdwörter da:
adûn "Westen", Sindarin dûn.
ammî, ammê "Mutter", Quenya ammë, wahrscheinlich erst spät aus Quenya übernommen.
attû, attô "Vater", Quenya atar
azra "sea", zweifelsohne vom Ur-Elbisch Stamm AYAR (Quenya ëar).
bâ "nicht tun". Ur-Elbisch *BA "Nein!",Quenya vá, Telerin bá "Ich werde nicht" or "nicht tun", Sindarin baw! "Nein! Tu es nicht!"
bêth "Ausdruck, Wort". Sindarin peth"word"
khôr "Herr, Meister" (wie in Adûnakhôr, Herr des Westens), Elbischer Stamm KHER "herrschen, regieren" , Quenya heru "Herr, Meister".
lâi "Volk", Quenya lië, zweifelsohne lai in einem Dialekt der Avari.
lôkhî "krumm", Eldarin Stamm lok- "Beuge, Schleife".
narû "Mann", Elbischer Stamm NERE.
Generelle Struktur
Wie die semitischen Sprachen in unserer Zeit, besitzt das Adunaische ein System von dreikonsonantischen Radikalen, dass offensichtlich irgendwann von Khuzdul übernommen wurde. Aber anders als im System von Khuzdul, ist jede Basis mit einem charakteristischen Vokal verbunden (CV). Zum Beispiel meint Karab etwas völlig anderes als Kirib, obwohl beide die gleiche Basis haben.
Normalerweise taucht der CV zwischen dem ersten und zweitem Konsonanten der Basis auf. So meint die Basis G-M-L mit dem CV i "Stern" und bildet Wörter wie gimli, gimlê, gimlu, gimlat, gimlî, gimlîya, das Nomen "Stern" in verschiedenen Kasûs und Numeri. Aber der CV kann auch als Präfix auftauchen (IGMIL), oder als Suffix (GIMLI) oder unterdrückt in seinem normalem Platz (-GMIL, mit einem anderen Vokal als Präfix). Neue Wörter können durch Verschieben des CV gebildet werden: während Gimli das normale Wort für "Stern" ist, ist igmil "eine sternenumschienende (?) Figur". Aber einer der Vokale des Basistamms muss der CV oder eine seiner normalen Modifikationen sein.
Das Nomen
Im Adûnaischem gibt es vier verschieden Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum und das Gemeinsame Genus. Es gibt im Gegensatz zum Deutschen immer einen Zusammenhang zwischen der Natur des Dings und seinem Genus. Maskulinum bezeichnet immer männliche Wörter wie Vater, Femininum weibliche wie Frau, Neutrum leblose Objekte wie Haus und das Gemeinsame Genus allgemeine Tiername (wie Pferd) und geschlechtslose Dinge wie Mensch. Manchmal sind Dinge, die eigentlich Neutrum sind Maskulinum oder Femininum, wie z. B. ûrî Sonne, das aufgrund des alten elbischen Mythoses Femininum ist.
Außerdem gibt es noch die Einteilung in starke und schwache Nomen. Starke Nomen formen den Plural, in dem sie den letzten Vokal des Stammes ändern, schwache Nomen hingegen, in dem sie Endungen hinzufügen.
Das Adûnaische Nomen wird in drei Numeri dekliniert: Singular, Dual und Plural. Der Dual wird nur für ein natürliches Paar, wie z. B. die beiden Ohren einer Person und nicht für zwei beliebige Dinge verwendet. Weiterhin wird es in drei Fälle dekliniert: Eine sogenannte normale Form, eine Subjektiv Form und eine Objektiv Form.
Die Normalform ist die nicht flexierte Form des Nomen. Sie wird dann benutzt, wenn die Nomen weder Subjektiv oder Objektiv sind (siehe unten). Diese Form wird meist für Objekte oder Prädikatsnomen benutzt, wie in Ar-Pharazônun Bâr "König Pharazôn [ist] Gebieter"; Bâr "Gebieter" steht dort in der Normalform, da es Prädikatsnomen ist. Es ist auch möglich, die Normalform für Subjekte zu benutzen, dann aber muss das Prädikat mit einem pronominalen Präfix modifiziert werden. Der Dual der Normalform wird durch die Endung -at gebildet; so ist der Dual von huzun "Ohr" huznat "zwei Ohren". (Es kann passieren, dass der letzte Vokal des Stamms wegfällt, wie in diesem Beispiel - dies kommt auf die Klasse des Nomens an; lange Vokale fallen nicht weg). Der Plural der Normalform wird dadurch gebildet, dass der letzte Vokal des Stammes durch ein î ersetzt wird; so ist der Plural von huzun huzîn "Ohren".
Der Subjektiv wird benutzt, wenn das Nomen das Subjekt eines Verbes ist. Weiterhin wird er benutzt, wenn das Nomen eine Apposition eines anderen Nomens darstellte, wie in Ar-Pharazôn kathuphazgânun "König Pharazôn der Eroberer". Die Form wird im Singular, abhängig von der Klasse des Nomens, auf unterschiedliche Weise gebildet. Starke Neutrums unterlaufen eine Vokalverschiebung, wie in zadan "Haus", dass zu zadân wird, khibil "Frühling", dass zu khibêl wird und huzun "Ohr", dass zu huzôn wird. (Diese Formen werden durch eine A-Modifikation erreicht: Die Formen werden im Grunde zu *zadaan, *khibail, *huzaun, aber aa wird zum langen â und ai bzw. au wird zu ê bzw. ô.) Schwache Neutrums bekommen dagegen die Endung -a. Bei der Bildung des Subjektives von Maskulinum bzw. Femininum wird -un bzw. -in angehängt: Ar-Pharazônun azaggara avalôiyada, "König Pharazôn führte gegen die Valar Krieg", *Zimraphelin banâth 'nAr-Pharazôn "Zimraphel [ist] König Pharazôn's Frau". (das letztere Beispiel ist nicht von Tolkien selbst, sondern von Helge K. Fauskanger konstruiert worden, da Tolkien selbst kein Beispiel für einen femininen Subjektiv in -in.) Die Nomen des Gemeinsamen Genus bekommen die Endung -(a)n im Singular. Im Plural bekommen die Nomen des Neutrums die Endung -a und die anderen Nomen -im; im Dual wird das normale -at zu -ât verlängert.
Der Objektiv ist keine eigenständige Form eines Nomens, sondern kommt nur in zusammengesetzten Substantiven vor (wie z. B. Seeliebhaber). Es wird durch Hinzufügen eines u zum Nomen gebildet, entweder als Infix oder Suffix. Oft wird dabei ein Vokal ersetzt oder der Vokal in der vorrangehenden Silbe verschwindet. Die Objektive von minal "Himmel", azra "See", huzun "Ohr", batân "Straße" sind minul, azru, huzun/huznu und batânu. Der Objektiv wird für das erste Element eines zusammengesetzten Substantivs gebraucht, wenn das zweite Element ein Subjekt darstellt, welches etwas mit dem ersten Element tut. Zum Beispiel wäre Quenya Eärendil "Seeliebhaber" im Adunaischen Azrubêl mit azra "See" in seiner Objektivform azru, weil die See das Objekt der Liebe des Liebhabers ist. Azrabêl mit "See" in der Normalform meint immer noch "Seelieber", aber im Sinne von "Liebhaber von der See" oder ähnlichem. Manchmal ist die "objektive" Beziehung zwischen dem ersten und zweiten Element des zusammengesetzten Substantivs etwas unklar. Im Adunaischen Pedanten zu Quenya Meneltarma, Himmelspfeiler, kommt minal "Himmel" in der Objektivform minul vor: Minultârik. Der Grund ist, dass der târik oder Pfeiler den Himmel stützt, so dass der Himmel mehr oder weniger das Objekt von dem, was der Pfeiler "tut", ist. - Der Objektiv hat keine Plural- oder Dualform; er ist immer Singular. Daher ist die Adunaische Version von Vardas Titel "Sternenentfacherin" nicht Gimlu-nitîr mit gimli "Stern" in seinr Objektivform gimlu, da dies "Entfacherin eines (einzelnen) Sterns" hieße. Die wirkliche Form ist dagegen Gimilnitîr, gimil "Sterne" ist die unflexierte Form des Gemeinsamen Genus (daher grammatisch gesehen Singular). Doch haben wir ein paar wenige Formen, wo der Objektivteil Plural oder zumindest zahllos ist; siehe Ar-Balkumagân und Nimruzîr in der Wortliste. Vielleicht hat Tolkien seine Grammatik so verändert, dass manchmal der Objektiv statt Singular auch etwas zahlloses darstellen kann.
Adunaisch hat keinen richtigen Genitiv. Dafür werden oft zusammengesetzte Wörter benutzt; "das Land von Aman" kann durch "das Aman-Land" ersetzt werden. Besitztum wird normalerweise durch das Präfix an- "zu, von", oft zu 'n reduziert, ausgedrückt: wie in Bâr 'nAnadûnê, "Herrscher von Anadûnê", Narîka 'nBâri 'nAdûn "Die Adler der Herren des Westens".
Präpositionale Affixe
Im Adunaischen gibt es sogenannte 'präpositionale Elemente': ô "von", ad, ada "zu, in Richtung von", mâ "mit" und zê "an". Diese Elemente werden im Adunaischen an die Normalform des Nomens angehängt. Ein weiteres solches Element ist wahrscheinlich dalad "unter", wie in ugru-dalad "unter den Schatten". Vielleicht enthält dalad auch -ad "zu, in Richtung von", da im Zusammenhang klar wird, dass es nicht statisch gemeint ist, sondern als Bewegung unter den Schatten: Êruhînim dubdam ugru-dalad, "die Eruhíni fielen unter den Schatten".
Wir haben mehrere Beispiele für ada "zu, in Richtung von, gegen, in, -wärts": Avalôiyada "gegen die Valar", akhâsada "in den Abgrund", azûlada "ostwärts". Wir haben auch ein Beispiel für mâ "mit" und ô "von" in dem Ausdruck sâibêth-mâ Êruvô "mit der Zustimmung von Eru". In Avalôiyada und Êruvô kommt zwischen die Endvokale des Stamms, i und u, und dem angehängten Element eine Art Sprechkonsonant: y und v.
Adjektive
Beispiele für adunaische Adjektive sind izindi "gerade", burôda "schwer", êphalak "weit weg" (mit der Verdopplung êphal êphalak "weit weit weg"), und auch anadûni "westlich". Es ist nicht bekannt, wie Komperativ und Superlativ geformt werden, wenn es solche Formen im Adunaischen überhaupt gibt. Anders als im Deutschen gibt es keine spezielle maskuline, feminine oder neutrale Form der Adjektive. Aber die Adjektive stimmmen mit dem Nomen im Numerus überein: Die Adjektive dulgî "schwarz" und lôkhî "krumm" enthalten die Endung î, eine Adunaische Pluralendeung. Die Nomen, die sie beschreiben, sind ebenfalls Plural: bawîba dulgî "schwarz [waren die] Winde", kâtha batîna lôkhî "alle Wege [sind] krumm".
Ein wenig können wir auch über die Adjektivbildung sagen. Das Adjektiv anadûni "westlich" entsteht aus dem Nomen adûni "der Westen". Da "an" Zugehörigkeit ausdrückt, heißt anadûni wörtlich "von dem Westen", aber es kann auch als Adjektiv genommen und flexiert werden. König Ar-Pharazôn wird in der Akallabêth "der Goldene" genannt, und pharaz heißt "Gold". Wenn pharazôn das Wort für "golden" ist, muss die Endung -ôn eine Art der Adjektivbildung sein.
Adjektive kommen normalerweise vor die Nomen. Bawîba dulgî "Winde schwarz" bedeutet so nicht "schwarze Winde", sondern seine Bedeutung ist "[die] Winde waren schwarz"
Das Adverb
Wir haben zwei Adverbien in unserem kleinen Korpus: tâidô "einmal" und îdô "jetzt", das zweite mit der Alternativform îdôn. Die Alternativform wird dann benutzt, wenn das nachfolgende Wort mit einem Vokal beginnt (einschließlich dem Semivokal y: îdôn Yôzâyan). Das Nomen Adûn "Westen" kann auch im adverbiellen Sinne "westwärts" heißen. Das Wort bâ "Verbot, nicht" könnte man ebenfalls als Adverb betrachten.
Das Partizip
Wir haben zwei Beispiele für Partizipien, die in -ân enden: zabathân "gedemütigt" und zîrân "geliebt". So werden Partizipien warhscheinlich mit dem Suffix -ân gebildet
Zahlwörter
Wir kennen nur zwei Wörter für Zahlen, satta "zwei" und hazid "sieben". Die Basis für "eins" ist ?IR (? steht für einen glottalen Stoplaut, wahrscheinlich eine Art b), woher auch der Name Êru, der Eine (Quenya Eru) stammt. Aber die tatsächliche Form der Nummer "eins" ist nicht bekannt. Wir wissen, dass alle Zahlwörter außer "eins" eigentlich Nomen sind. Sie folgen dem Nomen, dessen Anzahl sie bestimmen: gimlî hazid "sieben der Sterne" = sieben Sterne.
Pronomen
Es sind keine eigenständigen Pronomen im Adunaischem bekannt, obwohl sie existieren müssen. Einige pronominale Elemente können aus Verben isoliert werden; siehe unten. Sauron Defeated schreibt, dass die Pronomen der dritten Person nach Geschlecht differenziert werden und weiterhin dass u und i die Basissen für "er" und "sie" sind. Aber es ist nicht klar, was die tatsächlichen Wörter für "er" und "sie" sind. Hi-Akallabêth heißt "sie-die-ist-gefallen", was suggeriert, dass hi "sie" heißt. Kann es sein, dass "er" hu heißt? (Man kann hier einen Vergleich mit dem Hebräischen, wo hu' "er", hi' "sie" heißt, ziehen.) Das Wort nênud ist mit "auf uns" übersetzt. Vielleicht heißt dann "wir" oder "uns" nên (siehe dazu auch die Liste der präpositionalen Präfixe).
Das Verb
Es gibt drei Klassen von Verben. Erstens bikonsonantische, wie kan 'halten', zweitens trikonsonantische, wie kalab 'herunterfallen' und drittens Ableitungen, wie ugrudâ 'überschatten'.
Die Ableitungen sind höchstwahrscheinlich Verben, die von Nomen abgeleitet wurden; ugrudâ- "überschatten" ist beispielsweise offensichtlich von ugru "Schatten" abgeleitet.
Die Pluralendung der Verben ist -m, wie man beispielsweise an yanâkhim "(sie) nähern sich an" oder dubdam "(sie) fielen" erkennen kann. Die meisten Verben haben weiterhin pronominale Präfixe, die nur wenn das Subjekt in der Normalform steht, benutzt werden müssen, bei Subjekten im Subjektiv dagegen ist ihre Anwendung nur optional. Die Präfixe sind u- für er, hi- für sie, a- für es, -yu und -ya für sie (Plural) und ki- für ihr. Beispiele hierfür sind unakkha "er kam", hikallaba "sie fiel hin", yurahtam "(sie) brachen", yakalubim "(sie) beugen sich hinüber", Bâ kitabdahê "berühre (du) mich nicht" (siehe unten) und ayadda "(es) ging".
Zu -yu und -ya wäre noch anzumerken, dass diese große Ähnlichkeit mit -u und -a haben. So wäre es denkbar, dass -yu für maskuline und -ya für neutrale Gruppen verwendet wird, wovon die logische Fortführung wäre, dass es für feminine Gruppen noch -yi (von -hi) gibt, wofür wir aber keine Beispiele haben.
Adunaisch hat vier Zeiten, die progressive Vergangenheitsform, die normale Vergangenheit, das progressive Präsens und den Aoristen. Der Aorist ist das normale Erzähltempus. Wenn von diesem aus gesehen, etwas in der Vergangenheit geschieht (beim Aoristen im Präsens, wäre das z. B. das Perfekt), wird die normale Vergangenheitsform benutzt, über die wir leider so gut wie nichts wissen. Die beiden progressiven Formen sind zur Betonung von länger andauernden Handlungen da.
Das (progressive) Präsens bildet man bei bikonsonantischen Verben mit einer A-Modifikation des Stammvokals (a, i, u wird zu â, ê, ô) und der Endung -i. So würde Nakh zu Nâkhi oder Zir zu Zeri. Die Präsensform von trikonsonantischen Verben bildet man nach dem Schem 1-CV-2-U-3-I, d.h. zwischen dem ersten und dem zweiten Konsonanten kommt der Charakteristische Vokal, zwischen dem zweiten und dritten ein u und als Endung wird ein -i angehängt. So würde beispielsweise Kalab zu Kalubi. Wie es bei abgeleiteten Verben ist, wissen wir hier nicht.
Die (progressive) Vergangenheitsform eines bikonsonantischen Verbs wird durch die Verdopplung des letzten Konsonantens und der Endung -a gebildet. So würde Nakh zu Nakkha (kh wird zum Aspiranten kkh, d.h. k+ach-Laut, wenn es verdoppelt wird). In der Form yadda ist es aber nur eine simple Verdopplung d > dd (Stamm yad). Diese Form des trikonsonantischen Verbs wird mit dem Schema 1-CV-22-CV-3-A gebildet. Die Vergangenheit eines abgeleiteten Verbs wird wird nach dem gleichen Schema gebildet.
Der Aorist eines trikonsonantischen Verbs wird gebildet, indem man das Schema 1-CV-23-A angewendet, d. h. zwischen ersten und zweiten Konsonanten kommt der Charakteristische Vokal, zwischen dem zweiten und dem dritten wird der Vokal weggelassen und am Ende wird ein -a angehängt. Beispiele hier für sind saphda von saphad, dubda von dubud und rahta von rahat. Wie der Aorist eines abgeleiteten Verbs gebildet wird, wissen wir leider nicht.
Der Konjunktiv wird mit dem Präfix du- und dem Schem 1-CV-23-a gebildet. So wird beispielsweise Phurus zu Du-Phursa. Weiterhin ist der Plural des Konjunktivs mit dem Singular identisch.
Der Imperativ wird ebenfalls nach dem Schema 1-CV-23-a und dem Suffix -hê gebildet. So wird Tabad zu kitabdahê, wobei das Präfix -ki nur gesetzt wird, da dieser Imperativ 2. Person Plural ist.
Beispielwörter
adûn-Westen, bêth-Wort, dolgu-Nacht, gimli-Stern, huzun-Ohr, magân-Künstler, nardu-Soldat,
pharaz-Gold, saphtan-Zauberer, uruk-Ork, zirân-Geliebter
Westron
Auch genannt: Adûni, Sôval Phârë ("gemeinsame Sprache" in Westron), und (in Sindarin)
Annúnaid.
Westron war zur Zeit des HdR die allgemeine Verkehrssprache Mittelerdes.
Die Struktur von Westron
Wir wissen nur sehr wenig über Westron, da Tolkien es fast überall ins Englische übersetzt hat. Manche Wörter des Westrons sind im Anhang F des Hdr und ein paar mehr noch in Peoples of Middle-Earth. Tolkien hat sogar die Namen der Hobbits übersetzt. Frodo, Sam, Pippin und Merry hießen in Wirklichkeit Maura, Ban, Razar und Kali. Das Wort Hobbit ist auch nur ein Übersetzung von Kuduk (es kommt von altenglisch hobbytla Höhlen-Graber).
Die Konsonanten im Westron sind fast die gleichen wie im Anduanischen. Sie haben in
allgemeinen p, b, t, d, k, g, m, n, ng, r, ph, th, s, z, h, y, l. Im HdR scheint Westron auch die Laute ch und sh zu haben, aber nur sh war im Material beschrieben. Westron hat auch hr-, hl-. Es giebt kein w in Westron, aber Westron hat ein v.
Die Vokale sind im klassischen Fünf-Vokale-System: Kurzes a, e, i, o, u and langes
â, î, ô, û; das lange ê kommt in keinem überlieferten Wort vor, aber es wird in einer Fußnote in Anhang E impliziert.
Endungen
Die Endung -a ist eine mask. Endung, wenigstens in der Hobbitmundart. Tolkien anglisierte die Namen mit dem Verändern der Endung zu -o. "Bilbo" zum Beispiel Bilba. Die Endungen -o und -e sind feminin; Tolkien hat -o durch -a ersetzt.
Die Pluralendung scheint -in zu sein, wie in cûbuc "Hobbit" pl. cûbugin (cûbuc wechselte zu kuduk im HdR). Tolkien erwägte mehrere Pluralendungen bevor er sich auf -in festlegte, wie z. B. -a, -il, -en.
Es scheint, dass Westron, wie die Skandinavischen Sprachen, ein suffix anstelle von einem selbstständigen bestimmten Artikel verwendet: Sûza "Bezirk", Sûzat "Der Bezirk". Das ursprüngliche, archaische Westron scheint Fallendungen zu haben, aber im Ende des dritten Zeitalters, gingen die Endungen verloren.
Die Wörter raza "Fremder", razan "fremd" scheinen die Existens Adjektivendung -n zu belegen. Das Partizip Perfekt könnte die Endung -nin haben; siehe karnin.
Wir kennen keine Pronomen in Westron, aber wir wissen etwas über sie: Westron macht einen Unterschied bei den Pronomen der zweiten Person (und oft auch in der denen der dritten) einen Unterschied, unabhängig von der Zahl, zwischen der 'familiären' und der 'ehrerbietigen' Form. Die Hobbits benutzten, im Gegensatz zu den Leuten aus Gondor, nur die familiäre Form. Zum Beispiel benutzte Peregrin Tuk in seinen ersten Tagen in Minas Tirith die familiäre Form bei Leuten aller Ränge, einschließlich dem Truchsess Denethor selbst.
Beispielwörter
balc-furchtbar, Galbasi-Gamdschie, gul-Tal, hîm-Bier, kali-fröhlich, kuduk-Hobbit, narag-Zwerg, nîn-Wasser, phâre-Sprache
pûta-Bläser, sôval-gemeinsam, tarkil-Dunadan, trân-Smial
tudnas-beschützen, zilib-Butter
Druedanisch
Die Druedain benutzten eine Sprache, die völlig anders als Westron war. In
den Altvorderen Zeiten wurden sie von Leuten Haleths Drûg genannt, was ein Wort
ihrer eigenen Sprache war. Seine wirkliche Form wird in den Nachrichten #385
als Drughu genannt. Ghân-buri-Ghân's wiederholte oft das Wort gorgûn, was höchstwahrscheinlich
"Orks" heißt.
Dunländisch
Als Éomer die Hornburg verteidigte, konnte er nicht verstehen, was die Angreifer
schrieen. Gamling erklärte, dass sie 'Tod den Forgoil! Tod den Strohköpfen!'
riefen. (HdR Buch III Kapitel 7). Anhang F erwähnt, dass forgoil "Strohköpfe"
das einzige dunländische Wort im Herrn der Ringe ist: Vielleicht for-go-il "Stroh-Kopf-Plural"?
Die Endung -il könnte von den Elben übernommen worden sein, da es einer Quenya-Pluralendung,
-li, sehr ähnlich sieht.
Die Sprachen von Harad und Khand
Wir wissen nur sehr wenig über die Sprache der Haradrim. Gandalf sagte: "Viele
Namen habe ich ich in vielen Ländern. Mithrandir heiße ich bei den Elben, Tharkûn
bei den Zwergen; Olorin war ich in meiner Jugend im Westen, der vergessen ist,
im Süden Incanus, im Norden Gandalf; in den Osten gehe ich nicht." Nach den Nachrichten
von Mittelerde heißt Incanus (oder auch Inkâ-Nus oder Inkâ-Nush) "Späher vom Norden".
Aber Tolkien war sich nicht ganz sicher und er überlegte, ob Incanus nicht Quenya
für "Gedankenführer" ist.
Die Wörter Khand und Variag sind Beispiele für die Sprache des Ostens. Ein anderes
Wort dieser Sprache ist mûmak, Pl. mûmakil für Elefant. Daran sehen wir, dass
diese Sprache die Pluralendung -il hat.
Nördliche Sprachen
Im Herr der Ringe tauchen die Namen Sméagol and Déagol. Im Anhang F wird berichtet,
dass dies nicht ihre richtige Namen sind, sondern Entsprechungen aus dem Altenglischen
zu Trahald 'graben, forschen' und Nahald 'geheim' in der Nördlichen Sprache. An
einer anderen Stelle sind die wirklichen Namen als Trahand und Nahand angegeben
und werden als "passend dazu, in einer Höhle zu klettern" und "passend dazu, zu
verstecken, geheimnistuerisch" übersetzt. Weiterhin ist bekannt, dass trâgu das
Wort für Smaug ist.
Die Sprache der Rohirrim
Im HdR Buch III Kapitel 6, als Aragorn und Legolas auf die Goldene Halle Rohans
zugingen, rezitierte Aragorn ein Gedicht in einer fremden Sprache. "Das, nehme
ich an, ist die Sprache der Rohrirrim," sagte Legolas, "Denn sie ist wie dieses
Land: teils weich und wogend, und dann wieder hart und streng wie das Gebirge.
Aber ich kann nicht erraten, was das Lied bedeutet, nur dass es erfüllt ist von
der Traurigkeit sterblicher Menschen."
Wir wissen leider sehr wenig von der wirklichen Sprache der Rohirrim, da Tolkien
sie mit dem Altenglischen wiedergegeben hat, womit er versuchte, den archaischen
Klang dieser Sprache für die englischen Leser spürbar zu machen. So sind Namen
wie Éomer und Phrasen wie 'ferthu Théoden hál' keine Worte der echten Sprache
Rohans. Aber es wurden doch ein paar Worte der echten Sprache überliefert. Anhang
F des Herrn der Ringe berichtet, dass das rohirrimsche 'trahan' "Versteck, Höhle"
und trân "Smial" der Hobbitsprache entspricht; die Sprache der Hobbits scheint
allgemein nah mit der Sprache der Rohirrim verwandt zu sein. Ein anderes Beispiel
ist kast "Mathom" aus der Hobbitsprache, das dem rohirrimschen kastu entspricht.
Das Wort Hobbit selbst, heißt in der Hobbitsprache kuduk, was dem rohirrimschen
Wort kûd-dûkan, "Höhlengräber" entspricht - das altenglische Wort dafür ist holbytla,
daher der Name Hobbit.
Durch 'The Peoples of Middle-earth' (dem zwölften Band der History of Middle-Earth)
lernen wir ein paar mehr Worte kennen. Darin wird berichtet, dass das häufig vorkommende
Element éo- "Pferd" (in Éowyn, Éomer etc.) dem rohirrimschen Wort loho-, lô-entspricht.
Éothéod, "Pferdevolk" oder "Pferdeland", ist eine Übersetzung des rohirrimschen
Wortes Lohtûr. Der Sindarin Name Rohan entspricht dem rohirrimschen Wort Lôgrad.
Théoden entspricht tûrac-, einem Wort für König, was ähnlich dem elbischen Stamm
tur- "Kraft, Majestät" entspricht.
Gemäß den Nachrichten von Mittelerde war das Wort für Wilde Männer róg Pl. rógin.
(Die Plural-Endung 'in' ist uns auch aus Doriathrin bekannt, einer elbischen Sprache.
Dies könnte somit ein anderes Beispiel für elbischen Einfluss sein.) Siehe auch
Nóm Pl. Nómin in der Sprache Beors (Silmarillion Kapitel 17; siehe auch Taliska).
Taliska
Eine frühe Sprache der Menschen namens Taliska war der Vorfahre des Adûnaischen.
Es war von dem Grünelbischen (Nandorin) beeinflusst. "An historical grammar of
Taliska is in existence," wird in einer Fußnote in Lost Road gesagt. Jahre später,
berichtet Vinyar Tengwar, dass jemand eine Taliska-Grammatik bearbeitet, und Carl
F. Hostetter versichert, dass sie irgendwann ein Mal erscheinen wird. In der Zwischenzeit
sind nur ein paar Worte bekannt; in War of the Jewels findet sich hal "Anführer",
halbar "Häuptling", hal(a) "Wache", halad "Wächter", haldad "Wachhund" und bor
"Stein". Im Silmarillion, Kapitel 17, wird berichtet, dass Bëor's Volk Finrod
Felagund Nóm, "Weisheit", und sein Volk Nómin, "die Weisen" nannten. So scheint
Taliska die Plural-Endung -in zu haben, genauso wie die Sprache der Rohirrim.